8. Juni bis 18. Juni 2023
REVOLUTION
Schumann-Fest Zwickau
Ein Bunter Mix aus Konzerten, Vortrag, Lichterfest und Fahrradkonzerten lädt vom 8. bis 18. Juni ein, die Musik Schumanns und seiner Zeitgenossen unter dem Thema „Revolution“ zu entdecken.
Deutschlandweit wird in diesem Jahr des Jubiläums der Revolutionsunruhen 1848 gedacht: Vor 175 Jahren wurde das deutsche Volk aufmüpfig. Man kämpfte für Pressefreiheit, für eine Verfassung, für die Republik, für einen Nationalstaat – bis hin zu den blutigen Maiaufständen in Dresden 1849.
So steht auch das Schumann-Fest Zwickau vom 8. bis 18. Juni unter dem Motto „Revolution“. Robert Schumann reagierte schon im Herbst 1847 durch Kompositionen für Männerchor auf die ersten Nachrichten des Bürgerkriegs in der Schweiz. Sein Lied, „Schwarz Rot Gold“ (1848) setzte Robert Schumann Anfang April 1848 in Musik, nur wenige Tage nachdem es der Dichter Ferdinand Freiligrath zu Papier gebracht hatte. Freiligrath selbst, der noch heute als Revolutionsdichter gilt, war nach London geflohen. Es erschien in vielfachen Bearbeitungen in Lehrbüchern. Das Abschlusskonzert des diesjährigen Schumann-Festes am 18. Juni mit den Männerstimmen des Sächsischen Vokalensembles und des Knabenchors am Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden sowie einem Hornquartett bietet die seltene Gelegenheit, das Lied in Schumanns Originalversion zu hören. Die Revolutionsjahre 1848/49 bilden eine markante Zäsur in Schumanns Schaffen, gleichzeitig aber war 1849 das fruchtbarste Jahr seiner gesamten Komponistenkarriere.
„Revolution“ liefert unterschiedliche Anknüpfungspunkte
Das Zwickauer Schumann-Fest widmet sich in diesem Jahr dem Thema Revolution in seiner gesamten Breite: Auch die Reformation („Kirchen-Revolution“), die sich in Zwickau als weltweit zweiter Stadt etablierte, die industriegeschichtliche Revolution und die Wendezeit um 1989 sind Themen. Ebenso geht es um Revolutionen im Bereich des Musikinstrumentenbaus.
Das Programm des Eröffnungskonzerts kombiniert in drei romantischen Orchesterwerken verschiedene Aspekte des Mottos: Franz Liszts Heldenklage – ursprünglich als erster Satz einer großen Revolutionssinfonie 1849 komponiert, Robert Schumanns Konzertstück für vier Hörner – ein revolutionäres Pionierwerk für das neu erfundene Ventilhorn – und Mendelssohns Reformations-Sinfonie, die bei ihrer Uraufführung 1832 unter dem Titel „Symphonie zur Feier der Kirchen-Revolution“ erklang. Marc Niemann, 2018 von der Zeitschrift Opernwelt zum Dirigenten des Jahres gewählt, ist Gastdirigent der Clara-Schumann-Philharmoniker.
Zu den Neuentwicklungen im Musikinstrumentenbau, die Robert Schumann begeistert aufgriff, gehörte der Pedalflügel. Ein seiner Zeit neu konzipiertes Instrument, bei dem man – analog zur Orgel, aber mit Klaviermechanik – mit Händen und Füßen spielen kann. Antonio di Dedda, Klavierpreisträger beim Internationalen Robert-Schumann-VIDEO-Wettbewerb 2020/21, aber auch virtuoser Organist, spielt in einem Konzert am 14. Juni alle drei von Robert Schumann komponierten Werkzyklen auf dem im Robert-Schumann-Haus Zwickau befindlichen Originalinstrument des 19. Jahrhunderts.
Robert Schumanns Revolutionszeit liegt weit zurück, aber manche von uns haben vor nicht einmal 35 Jahren Revolution selbst mitgestaltet. Manfred Sörgel, Martin John, Hansjoachim Weiß, Dr. Martin Böttger und Susanne Hartzsch-Trauer berichten als Zeitzeugen am 17. Juni in einem Podiumsgespräch, moderiert von Katrin Synofzik, von ihren Erlebnissen in Berlin, Zwickau, Königswalde und Plauen. Im Anschluss bietet Gerhard Schöne mit seinem Ensemble L‘Art de Passage ein spezielles Programm mit vielen seiner Klassiker, darunter auch den Liedern aus der Wendezeit um 1989, als er musikalisch zum Mauerfall beitrug.
Musikalischer Nachwuchs
Auch die Jugend kommt zum Zuge: Bei den Geburtstagsgrüßen für Robert am Schumann-Denkmal am 8. Juni um 16 Uhr singt der Chor des Clara-Wieck-Gymnasiums. Am 13. Juni musizieren Schüler des Robert Schumann Konservatoriums Lieder und Stücke aus dem Liederalbum für die Jugend op. 79 (mit zahlreichen Gedichten von Hoffmann von Fallersleben – Wegbereiter der Revolution) und dem Album für die Jugend für Klavier op. 68. Am 15. Juni beschäftigt sich ein Kindernachmittag mit der – auch heute vielfach aktuellen – Frage, wie es einer Familie auf der Flucht vor den kämpferischen Auseinandersetzungen ergeht.
Meisterkurse mit Schumann-Preisträgern
Parallel zum Schumann-Fest finden vom 7. bis 11. Juni erneut Meisterkurse statt, bei denen Zuhörer willkommen sind. Angemeldet sind 40 junge internationale Künstler, die zum Teil selbst schon durch Wettbewerbspreise und Konzerte hervorgetreten sind. Unter den Dozenten sind mehrere Schumann-Preisträger wie Mitsuko Shirai und Hartmut Höll sowie auch der als Preisträger dieses Jahres nominierte Florian Uhlig; erstmals wird auch ein Meisterkurs auf originalen Tasteninstrumenten des 19. Jahrhunderts angeboten – kompetent betreut von dem Düsseldorfer Spezialisten Tobias Koch. Letztgenannter ist auch in einem Konzert am 12. Juni mit revolutionärer Klaviermusik Robert Schumanns zu erleben; Dr. Thomas Synofzik moderiert dazu über das Thema „Schumann und die Revolution“.
Schumann Open Air
Traditionell ist das Romantische Lichterfest rund um den Schwanenteich ein besucherträchtiger Punkt des Schumann-Festes. In diesem Jahr gibt die in Plauen geborene, inzwischen durch zahlreiche Preise international renommierte Jazz-Pianistin Johanna Summer ihr Zwickauer Debüt. Ihr Programm Schumann-Kaleidoskop, in dem sie Werke Robert Schumanns zum Ausgangspunkt für freie Improvisationen nimmt, was in der Süddeutschen Zeitung als Sensation bejubelt wurde, erschien 2020 als ihr Debüt-Album.
Zum zweiten Mal begibt sich das Schumann-Fest mit Fahrradkonzerten auf Tour durch den Landkreis. Ziel der Fahrt ist diesmal die Tuchfabrik Crimmitschau, wo der Heart Chor (initiiert von Nathalie Senff) ein Programm u. a. mit Arbeiterliedern der Crimmitschauer Textilarbeiter zum Besten gibt. Auf dem Weg gibt es Konzertstationen in der Christuskirche in Lichtentanne (Luther-Choralbearbeitungen u. a. mit Günther Remtisch an der Orgel), im Rittersaal auf Schloss Schweinsburg (ein Programm unter dem Titel „Aufschwung Ost“), in der Scheune im Rittergut Mosel (mit dem Trommelensemble des Peter-Breuer-Gymnasiums) – ihren Abschluss findet die Tour schließlich im Hof von Schloss Osterstein in Zwickau mit dem Liedermacher Jens Weise und Songs von 1848, 1989 und später.
Das Robert-Schumann-Haus zeigt passend zum Thema die Sonderausstellung „Schumann und die Politik“ mit Handschriften, Bildern und Notendrucken, die dokumentieren, wie aufmerksam Robert Schumann die politischen Ereignisse seiner Zeit verfolgte und darauf in seiner Musik reagierte. So auch auf die Nachricht von der Hinrichtung des, als Abgeordneter für Zwickau im Parlament der Frankfurter Paulskirche sitzenden Revolutionärs, Robert Blum.
Eintrittskarten
Tickets zu den Veranstaltungen gibt es ab sofort an der Kasse des Robert-Schumann-Hauses.
Museumskasse: 0375 834406
E-Mail: schumannhauszwickaude
Die Karten für das Eröffnungskonzert im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ können über das Theater Plauen-Zwickau erworben werden.
Theaterkasse: 0375 274114647/-4648
E-Mail: service-zwickautheater-plauen-zwickaude
Karten für das Gerhard-Schöne-Konzert im Alten Gasometer können sowohl an der Kasse des Robert-Schumann-Hauses sowie im Alten Gasometer erworben werden.
Ticket-Shop: www.alter-gasometer.de/service/ticketshop/
Veranstaltungsorte
Robert-Schumann-Haus
Hauptmarkt 5 • 08056 Zwickau
Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“
Leipziger Straße 182 • 08058 Zwickau
Bürgersaal im Rathaus
Hauptmarkt 1 • 08056 Zwickau
Alter Gasometer
Kleine Biergasse 3 • 08056 Zwickau
Robert Schumann Konservatorium
Stiftstraße 10 • 08056 Zwicka
Spielorte der Fahrradkonzerte
Ev.-Luth. Christuskirchgemeinde Lichtentanne
Hauptstraße 26 • 08115 Lichtentanne
Hotel Schloss Schweinsburg
Hauptstraße 147-149 • 08459 Neukirchen/Pleiße
Tuchfabrik Gebr. Pfau Crimmitschau
Leipziger Straße 125 • 08451 Crimmitschau
Rittergut Nieder-Mosel
Alter Teichweg 3 • 08058 Zwickau
Schloss Osterstein
Schlossgrabenweg 1 • 08056 Zwickau