Als „Durch und durch geistreich“ präsentiert sich ein Konzert am Sonntag, dem 7. April um 17 Uhr im Robert-Schumann-Haus. In der Reihe der Schumann Plus-Konzerte tritt mit dem Alinde-Quartett ein international besetztes, sehr erfolgreiches junges Streichquartett erstmals in Zwickau auf und präsentiert eine interessante Zeitreise durch drei Jahrhunderte. Ihre Uraufführung erlebt dabei eine zehntaktige Fuge Robert Schumanns.
Den Auftakt ins 18. Jahrhundert macht das sogenannte „Quintenquartett“ Joseph Haydns. Für einen seiner Mäzene, Graf Erdödy, komponierte Haydn 1797 insgesamt sechs Streichquartette, die gemeinsam sein Opus 76 bilden. Der „Vater der Wiener Klassik“, wie Haydn gerne tituliert wird, ging in diesen seinen letzten Streichquartetten einen neuen, sinfonischen Weg. In London hatte er erleben dürfen, dass seine Streichquartette op. 64 in einem Sinfoniekonzert erklangen und nicht mehr nur im kleinen Kreis von Kennern und Freunden. Die Ernsthaftigkeit und Tiefe thematischer Verarbeitung, die er in seinen Londoner Sinfonien gefunden hatte, übertrug er nunmehr auf seine Streichquartettkompositionen.
Mit Henry Purcell gelangen die jungen Musiker ins 17. Jahrhundert. Purcell war bereits zu Lebzeiten eine Legende Wird Haydn als Vater der Wiener Klassik gefeiert, so ist Henry Purcell der Vater der englischen Musik. Er starb jung, gerade einmal 36-jährig, war davon 16 Jahre lang Organist an der Westminster Abbey – sein Werkverzeichnis zählt weit über 700 Kompositionen, davon fast 200 Lieder in englischer Sprache. Seine Fantasien entstanden um 1680 für Gambenconsort - dem Vorläufer des Streichquartetts.
Seinem Freund Mendelssohn widmete Robert Schumann seine Drei Streichquartette op. 41, deren erstes in diesem Konzert erklingen und ins 19. Jahrhundert führen wird. Wie auch das Streichquintett op. 44 entstand Opus 41 in seinem sogenannten Kammermusikjahr 1842. Obwohl das erste Quartett in der Tonart a-Moll steht, führt es die Hörer zu Beginn bewusst in die Irre, indem das Hauptthema in F-Dur erklingt.
Und schließlich steht noch eine kleine Schumann-Uraufführung auf dem Programm: eine bisher unbekannte zehntaktige Fuge, in der Robert Schumann den Namen seines holländischen Freundes Martin Bezeth in Tonbuchstaben übersetzte: B - E - (e)s - E - D - H. Im Hinblick auf die etwas freie Transliteration fügte Robert Schumann dem Titel die Bemerkung hinzu „mit orthographischen Bedenken“. Das eigenhändige Albumblatt, das Robert Schumann unmittelbar vor seiner Russlandreise 1844 zu Papier brachte, gehört erst seit kurzer Zeit zum Bestand des Robert-Schumann-Hauses, nachdem es ein irischer Arzt vor einigen Jahren aus dem Nachlass seiner alten Tante anbot. Der Schumann-Forschung war die Quelle bis dahin völlig unbekannt – sie überliefert ein ungedrucktes Werk Robert Schumanns (RSW Anh. N6), von dem man zuvor nur durch ein Skizzenblatt Robert Schumanns wusste. Das Schumann-Werkverzeichnis ordnet die Komposition unter den Werken unbestimmter Besetzung ein. Thomas Synofzik konnte jedoch kürzlich in einem Artikel über das Albumblatt erstmals biographische Informationen über Martin Bezeth liefern und nachweisen, dass er ein vielfach aktiver Streichquartett-Primarius war, dessen Talente von Robert Schumann sogar eigenhändig in Prüfungsprotokollen des Leipziger Konservatoriums hervorgehoben wurden. Auch angesichts des Stimmumfangs der vierstimmigen, zehntaktigen Komposition ist klar, dass es sich um einen Streichquartettsatz handelt.
Das mit Musikern aus drei verschiedenen Nationen besetzte Alinde-Quartett errang zahlreiche Preise, z. B. bei den Internationalen Kammermusikwettbewerben Salieri-Zinetti in Mantua/Verona 2015 und in Città di Pinerolo 2018 oder von Stiftungen wie der Bruno-Frey-Stiftung oder der Carl Doerken Stiftung (Best of NRW).
Eintrittskarten zu 10 Euro (ermäßigt: 7,50 Euro) sind an der Museumskasse, Restkarten an der Abendkasse erhältlich. Vorbestellte Karten sind bis Mittwoch vor dem Konzerttermin abzuholen, ansonsten werden sie in den freien Verkauf gegeben.