Zusammenstellung nach Gerd Nauhaus, „Wir waren sieben“ – Die Kinder Robert und Clara Schumanns“, Correspondenz Sonderheft II, Aachen 2013; und Thomas Synofzik, Clara Schumann und ihre Kinder, in: Clara Schumann. Ein Künstlerinnenleben, Leipzig 2019, S. 52–57 (beide Publikationen im Museumsshop erhältlich).
Marie
*Leipzig, 1. September 1841; †Interlaken, 14. November 1929
Die Erstgeborene – Liebling und „Ebenbild des Vaters“. Ein „heiterer lebhafter Charakter“ zeichnete sie aus, sie sollte nach dem Tod ihres Vaters zur wichtigsten Stütze, ja Freundin ihrer Mutter werden, wich ihr nicht von der Seite. Nach dem Tod der Mutter zog sie nach Interlaken, wo sie auch starb. Marie Schumann führte mit Martin Kreisig intensive Gespräche bei der Gründung des Schumann-Museums Zwickau und übergab zahlreiche Erbstücke ihrer Eltern dem Museum.
Mariechen legte Robert zum 7. Geburtstag ein Büchlein mit Kompositionen auf den Gabentisch: erweitert und verbessert sollte es die Grundlage für sein (finanziell) erfolgreichstes Werk, das Album für die Jugend op. 68 werden.
Elise
*Leipzig, 25. April 1843; †Haarlem, 1. Juli 1928
Elise Schumann war 1860 das erste der Kinder, das durch eine Anstellung als Hausmusiklehrerin bei einem Eisenhüttenbesitzer in Gräffenbach bei Kreuznach in die Selbständigkeit trat. Im Winter 1864/65 stand sie der Prinzessin Anna von Hessen als Gesellschafterin zur Seite. Bevor sie eine Stellung als Gesellschafterin der mit ihr befreundeten Marie Berna auf Schloss Büdesheim annahm, war sie bis 1872 als Klavierlehrerin in Frankfurt am Main tätig. Marie Berna vermittelte 1877 ihren Cousin Louis Sommerhoff als Bräutigam für die mittlerweile vierunddreißigjährige Schumann-Tochter. Das Ehepaar lebte sechs Jahre in New York, bevor die Familie dann einen prunkvollen Landsitz in Frankfurt am Main erwarb und fortan von den Zinsen des von Louis Sommerhoff an der New Yorker Wall Street verdienten Kapitals lebte.
Julie
*Dresden, 11. März 1845; †Paris, 10. November 1872
Talentiert und begabt, aber ohne stabile Gesundheit, so lässt sich die dritte Tochter Clara und Robert Schumanns beschreiben. Johannes Brahms verliebte sich in sie, ohne ihr jedoch jemals seine Liebe zu gestehen. Sie verheiratete sich jung mit dem italienischen Grafen Vittorio Radicati di Marmorito, zog mit ihm auf sein Schloss Passerano bei Turin. Als sie nach nur dreijähriger Ehe verstarb hinterließ sie zwei Söhne.
Die Sonate op. 118 Nr. 1 widmete Robert seinem „zierlichen Püppchen“.
Emil
*Dresden, 8. Februar 1846; †ebd., 22. Juni 1847
Der erstgeborene Sohn war seit der Geburt, so Robert Schumann in einem Brief an seinen Bruder Carl am 22. Juni 1847, „immer kränklich“, und starb bereits mit sechzehn Monaten.
Ludwig
*Dresden, 20. Januar 1848; †Colditz, 9. Januar 1899
Zunächst zusammen mit seinem Bruder Ferdinand aufwachsend, erhielt Ludwig Schumann seine schulische Ausbildung in Bonn und Jena. In seinen Leistungen blieb er jedoch bald hinter seinem jüngeren Bruder zurück, was auch auf seine starke Fehlsichtigkeit zurückgeführt wurde. Nachdem Clara Schumann 1863 ihren Hauptwohnsitz nach Baden-Baden verlegt hatte, besuchte Ludwig im nahegelegenen Karlsruhe als „Gast“ die Unterquinta des Gymnasiums in Karlsruhe, wechselte 1864 auf die dortige Höhere Bürgerschule, um dann eine Buchhändler-Lehre einzuschlagen. Nachdem er dort im Mai 1867 kündigte, fand Clara Schumann für ihn neue Lehrstellen als Musikalienhändler, wo er jedoch jeweils nach kurzer Zeit wieder entlassen wurde. Da er für eine Militärlaufbahn ausgemustert wurde, ging Clara Schumann auf Ludwigs Wunsch nach einer Tätigkeit als Musiklehrer ein und erteilte ihm selbst Klavierunterricht. Von August bis Oktober 1869 wurde Ludwig erstmals in einem psychiatrischen Sanatorium in Egelshofen am Bodensee behandelt. Im Mai 1870 kam er in die private Heilanstalt Dr. Friedrich Oskar Lehmanns in Pirna, dann ab 4. Dezember 1871 dauerhaft in die Landesversorgungsanstalt für unheilbar Geisteskranke in Colditz.
Ferdinand
*Dresden, 16. Juli 1849; †Gera, 6. Juni 1891
Das Gegenstück zu Ludwig war Ferdinand: geradlinig in Ausbildung und Beruf machte er eine Lehre zum Bankier und arbeitete in diesem Beruf so lange seine Gesundheit es zuließ. Teilnehmer des deutsch-französischen Kriegs 1870/71, erkrankte er nach einer Militärübung an schwerem Gelenkrheumatismus, wurde morphiumabhängig, was letztendlich zur Berufsunfähigkeit und zu seinem frühen Tod führte. Sehr zeitig hatte er sich verheiratet, zeugte sieben Kinder, bei denen dann später Clara Schumann sich um Erziehung und Ausbildung zu kümmern hatte und die beiden ältesten, Julie (Julchen) und Ferdinand, bei sich im Hause aufnahm und im Klavierspiel trainierte.
Eugenie
*Düsseldorf, 1. Dezember 1851; †Bern, 25. September 1938
Die jüngste Tochter wurde in Düsseldorf geboren, wuchs aber wie ihre Geschwister auch, in verschiedenen Pensionaten an unterschiedlichen Orten auf. Sie erhielt eine pianistische Ausbildung u.a. bei Ernst Rudorff in Berlin, lebte bei ihrer Mutter in Frankfurt, wo sie ebenfalls am Hochschen Konservatorium Klavierlehrerin wurde und zog 1892 nach England, wo sie mehrere Jahre als Klavierlehrerin wirkte. Vor allem die Probleme zwischen ihrer Lebensgefährtin Marie Fillunger (Fillu) und ihrer Mutter hatten den Entschluss pro England betrieben. Nach dem ersten Weltkrieg zogen sie in die Nähe ihrer ältesten Schwester Marie. Eugenie verfasste, obgleich sie ihren Vater nie wirklich kennenlernen konnte, einflussreiche und als persönliche Quelle unentbehrliche „Erinnerungen“ sowie eine Biographie ihres Vaters.
Felix
*Düsseldorf, 11. Juni 1854; †Frankfurt am Main, 16. Februar 1879
Benannt nach dem Freund Felix Mendelssohn Bartholdy gilt Felix trotz seines kurzen Lebens als das begabteste der Schumann-Kinder. Als Robert in die Endenicher Heilanstalt eingeliefert wurde, war Clara schwanger; außer auf einem Bild sollte Robert seinen jüngsten Sohn nie sehen dürfen. Er gilt als der ausgesprochene Liebling seiner Mutter. Er legte ein glänzendes Abitur ab, fühlte sich wie sein Vater sowohl der Musik als auch der Literatur verbunden – immerhin drei seiner Gedichte vertonte sein Pate Johannes Brahms -, studierte wie sein Vater zunächst Jura in Heidelberg, brach dieses ebenso wie sein Vater ab, um in Zürich Philosophie zu studieren. Ein Lungenleiden, dessen erste Symptome sich schon im Frühjahr 1868 gezeigt hatten, bedingte ab April 1874 fast fortwährende Kuraufenthalte in Italien und der Schweiz. Eine Besserung blieb jedoch aus, und so starb Felix nicht einmal fünfundzwanzigjährig im Haus seiner Mutter in Frankfurt.